Wie ein 2/3 Update zum Corona Live Ticker und schließlich zum Abbruchseintrag wurde….

Am 28. August bin ich hier angekommen. Das ist heute (11/03) genau 182 Tage her. Am 30.05 werde ich nach Hause fliegen, sodass ich hier insgesamt 262 Tage verbringe von denen 80 noch bevorstehen. Ursprünglich wollte ich einen Rückblick nach einem halben Jahr schreiben und hatte auch schon damit begonnen, aber mit dem halbfertigen Text war ich überhaupt nicht zufrieden. Das ist jetzt also eher ein 2/3 Update und eben kein Rückblick.

In der Schule hat diese Woche die letzte Rotation begonnen. Ich habe also jetzt wieder fünf neue Fächer: Geography, Politics and Society, Accounting, Biology und Accounting. Ich habe jetzt nur noch rund 7 Wochen Schule, da noch zwei Wochen Osterferien und eine Woche Praktikum anstehen. Außerdem fangen die Sommerferien für die TYs and meiner Schule schon Mitte Mai an. In den nächsten Wochen gibt es auch noch total viele TY Aktionen. Ich fahre übermorgen zu einem Wettbewerb, weil ich mit anderen Schüler einen Kurzfilm gedreht habe und der beste dann ausgewählt wird. Wir machen bald unter anderem einen Kochkurs, eine Fahrradtour und einen Baristakurs! Das wird bestimmt total cool. Trotzdem könnte es passieren, dass ich vielleicht in den nächsten Wochen gar keine Schule habe, da der Coronavirus nun auch in Cork angekommen ist, wodurch die Wahrscheinlichkeit, dass Schulen geschlossen werden, höher wird. Ich hoffe wirklich nicht, dass es soweit kommt, auch wenn es nachvollziehbar wäre. Am Montag wurden landesweit alle St. Patrick’s Day Paraden wegen des Coronavirus abgesagt. Das ist unglaublich schade, da der St. Patrick’s Day der irische Nationalfeiertag ist und eigentlich zu den Highlights eines Auslandsjahres in Irland zählt. Dementsprechend war ich Montag wirklich traurig darüber, da ich mir die Parade in Cork City anschauen wollte, die wirklich sehr gut sein soll…. Aber naja, laut Regierung ist es ein zu großes Risiko die Paraden stattfinden zu lassen, da sehr viele Touristen nach Dublin kommen um die St. Patrick’s Day Festivitäten zu erleben. Das macht mich echt traurig, aber ich kann das absolut nachvollziehen.

Das Coronavirus macht sich auch hier langsam bemerkbar, da es jetzt auch einen ersten Fall in Cork gibt und wir vermutlich über Ostern nicht nach Hause reisen können, da es nicht garantiert werden kann, dass wir zurückkommen können. Ich hatte nicht vor, über Ostern nach Hause zu fliegen, aber ich kenne einige Austauschschüler, die das betrifft. Ich hatte eigentlich auch vor, Tagestouren mit Paddywagon (einem Unternehmen für Tagesreisen) zu den Cliffs of Moher und dem Ring of Kerry zu machen. Ich weiß aber nicht, ob das möglich sein wird, da bei solchen Tagestouren ja in Gruppen gereist wird und viele Gruppenveranstaltungen wegen des Virus abgesagt werden.

Zumindest habe ich dann am St. Patrick’s Day trotzdem frei und mein Geburtstag ist nächste Woche auch 🙂

Jetzt sind also 2/3 meines Auslandsjahres um. Ich habe nur noch rund 10 Wochen übrig und das kommt mir gerade sehr unwirklich vor. Momentan freue ich mich eigentlich sehr auf Deutschland. Ich freue mich auf meine Familie, meine Freunde, meine Schule und auf mein Zimmer. Und natürlich darauf, meinen eigene Kleidung in der Schule tragen zu dürfen:) Auch wenn ich meine Zeit hier sehr genieße, finde ich es sehr anstrengend, da ich sehr darum kämpfen muss meine Freunde hier zu erhalten. Es raubt einfach Kraft, wenn man immer versucht in Kontakt zu bleiben und kein Treffen zu verpassen. Freundschaften sollen eigentlich ein Geben und Nehmen sein, aber hier in Irland kämpfe ich einfach nur darum, meine Freundschaften nicht zu verlieren. Ich bin so froh, dass meine Freunde und ich in Deutschland unsere Freundschaften miteinander auf beiden Seiten wertschätzen und pflegen. Das ist ein Geschenk, das nicht jeder hat.

13/03/20

Mittlerweile sind zwei Tage vergangen, in denen sich sehr viel getan hat. Ich hatte ja erwähnt, dass Corona so langsam auch in Irland Auswirkungen hat. Nun ja, am Donnerstagmorgen erfuhr ich, dass meine Gastschwester von ihrer Organisation gezwungen wird, nach Hause zu fliegen, da sich Corona in ihrer Heimat ausbreitet. Wir waren beide total traurig, da wir ja seit 6 Monaten zusammen leben.

Die zweite Hiobsbotschaft des Tages ließ aber nicht lange auf sich warten. Gegen Mittagszeit erfuhren wir, dass alle Schulen in Irland wegen des Coronavirus für drei Wochen geschlossen bleiben. Da direkt nach diesen Wochen Osterferien sind, würden wir erst wieder am 20.04 Schule haben. Ich war natürlich etwas besorgt was jetzt passieren würde, war aber überzeugt, dass ich die Zeit schon irgendwie rumkriegen würde.

Naja… Seit gestern Nachmittag stand dann die Frage im Raum, ob wir Austauschschüler nach Hause fliegen müssen. Ich habe lange darüber nachgedacht, was ich machen soll. Ich habe mit meinen Eltern und mit meiner Gastmutter geredet und meine Eltern haben mit meiner Gastmutter geredet. Im Endeffekt habe ich mich dafür entschieden, Ende nächster Woche, kurz nach meinem Geburtstag nach Hause zu fliegen. Aber warum? Das hat einige Gründe.

Der erste Grund ist, dass ich in den nächsten 5 Wochen nicht viel tun könnte und einfach nur Zuhause herumsitzen würde. Außerdem sind alle Touristenattraktionen zu, weshalb ich auch nichts unternehmen kann, wovon ja sowieso abgeraten wird. Außerdem hätte ich nur noch 3 Wochen Schule bevor ich Ende Mai nach Hause fliege. Ebenfalls wissen wir momentan nicht, wie sich die Situation in Irland und Deutschland entwickeln wird und ob es in ein paar Wochen überhaupt noch Flüge nach Deutschland gibt. Es hängt von sehr vielen Faktoren ab, die wir nicht beeinflussen können. Aus diesen und einigen weiteren Gründen habe ich mich entschieden, nach Hause zu fliegen. Es ist super schade, dass mein Auslandsjahr so plötzlich enden muss, aber ich glaube trotzdem, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Hier muss nun also niemand einen Kommentar schreiben, der diese Entscheidung kritisiert. Glaubt mir, ich habe mir diese Entscheidung wirklich nicht einfach gemacht.

16/03/20

Mittlerweile ist es schon Montag. Hier eine kurze Zusammenfassung der letzten Tage. Am Samstagabend haben wir eine kleine Abschiedsfeier veranstaltet, wo wir auch meinen Geburtstag vorgefeiert haben, da ich ja diese Woche Geburtstag habe. Es war ein unglaublich schöner Abend, der definitiv in Erinnerung bleiben wird. Wir haben Musik gehört, Snacks gegessen, tiefgründige Gespräche geführt und am Ende gaaanz viel Fotos gemacht. Ich habe auch meine Irlandflagge unterschreiben lassen und das ist wirklich ein wundervolles Erinnerungsstück.

Am Sonntag haben wir dann meine Gastschwester zum Flughafen gebracht. Ich werde sie sehr vermissen, aber ich hoffe, dass wir uns bald wieder sehen werden. Als wir vom Flughafen wieder machen, hatte ich es mir gerade mit Netflix gemütlich gemacht, (da ich mich mittlerweile nicht mehr verabreden durfte wegen Corona) als ich erfuhr, dass ich schon am Dienstag und nicht erst am Samstag fliege. Der Grund dafür ist, dass Deutschland anfängt, die Grenzen zu schließen und wir nicht wissen, wie sich das bis zum Wochenende entwickelt. Eigentlich wollten wir bis nach meinem Geburtstag warten, da es dann einfacher für mich wird zu fliegen, aber da hier stündlich neue Meldungen reinkommen, wäre das einfach zu unsicher. Deswegen habe ich Gestern und auch heute eigentlich die ganze Zeit gepackt und bin ziemlich verzweifelt, weil meine Koffer viel zu schwer waren. Aber das ist eine Geschichte für einen anderen Blogeintrag.

Nun ist es also Montagabend und Morgen fliege ich nach Hause. Es erscheint mir alles noch so unwirklich und das kann einfach nicht das Ende sein. Ich hatte leider gar nicht die Möglichkeit, mich von meinen Lehrern zu verabschieden und mich zu bedanken, da es einfach alles so spontan war und ich erst Freitag entschieden habe, nach Hause zu fliegen. Ich dachte auch, dass ich mich noch endgültig von meinen Freunden verabschieden kann, da ich am Samstag halt nur kurz „Tschüss“ gesagt habe. Ich dachte, ich hätte noch eine Woche Zeit und könnte mich verabreden, aber jetzt fliege ich schon morgen und verabreden durfte ich mich seit Sonntagmorgen auch nicht mehr… Wahrscheinlich werde ich erst Zuhause in Deutschland realisieren, dass mein Auslandsjahr vorbei ist.

Es ist einfach so schade. Ich wollte noch so viele Dinge hier erleben. Die Cliffs of Moher besuchen, zum Fitzgerald’s Park fahren, einen Sonnenuntergang über dem Meer zu beobachten sind nur ein paar der Punkte auf meiner To-Do-Liste. Trotzdem kann ich es nicht ändern und muss mich nun damit abfinden…..

NACHTRAG:
Gerade beim Korrekturlesen ist mir nochmal klar geworden, wie schnell alles letztendlich gegangen ist. Am Mittwoch war ein ganz normaler Tag und Donnerstag fing dann all dies an. Ich bin überzeugt, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, da ich mich mittlerweile nicht mal mehr verabreden darf und deswegen hier absolut nichts mehr tun könnte. Ich kann allen Austauschschülern nur raten:

Nutzt eure Zeit so gut es geht. Es könnte jeder Zeit zu Ende sein.

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